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12.08.2023

„Das indeland setzt die Leitplanken für den regionalen Strukturwandel“

Im indeland werden zurzeit die letzten großen Weichen vor dem Beginn der Seebefüllung 2030 gestellt. Geleitet werden die Planungen von der Entwicklungsgesellschaft indeland GmbH, einem interkommunalen Verbund des Kreises Düren und der Städte und Gemeinden im Umfeld des Tagebaus Inden. Im Interview beschreibt Geschäftsführer Jens Bröker die aktuellen Entwicklungen und die besonderen Herausforderungen, vor denen das indeland steht.
„Der Masterplan gibt die Richtung für den Strukturwandel im indeland vor“: indeland-Geschäftsführer Jens Bröker
Herr Bröker, die indeland GmbH lädt gerade zu mehreren öffentlichen Workshops ein. Ein Thema ist die „Zwischenlandschaft“. Was genau wird hier Thema sein?

Jens Bröker: Die „Zwischenlandschaft“ ist eines der spannendsten Kapitel in der Geschichte unserer Region. Gemeint sind damit die Böschungsbereiche des Tagebaus, die nach dem Ende der Kohleförderung öffentlich zugänglich sein sollen. Hier gilt es zu klären, wie diese Bereiche künftig genutzt werden können: Wo werden Wege verlaufen? Wann können Freizeit- und Erholungsangebote entstehen? Die Antworten auf diese Fragen wollen wir gemeinsam mit den vor Ort lebenden Menschen entwickeln.

Außerdem laden Sie die Menschen ein, im Rahmen der Arbeit an den Szenarien indeland 2060 ein, weit in die Zukunft zu schauen. Was bezwecken Sie mit dieser gedanklichen Zeitreise?

Mit den Szenarien schaffen wir Zukunftsbilder, wie das indeland im Jahr 2060 aussehen könnte. Es wird Wunschbilder, aber vielleicht auch Schreckensvisionen geben. Diese Szenarien zeigen, wie sich unser heutiges Handeln oder Nicht-Handeln in der Zukunft auswirken kann. Mit solchen Bildern vor den Augen können wir also bessere Entscheidungen für morgen treffen.

Mit dem Rahmenplan Indesee 2.0 und …
… dem Szenarienprozess stellt das indeland zurzeit die Weichen für die Zukunft
Wann werden all diese Prozesse abgeschlossen und die Pläne fertig sein?

Die Ergebnisse sollen ein möglichst breites Meinungs- und Stimmungsbild widerspiegeln. Es sind nicht nur Fachleute beteiligt, sondern auch zahlreiche Vereine, Gruppen und Einzelpersonen aus der Region. Es braucht Zeit, um alle Perspektiven zusammenzuführen und innerhalb des indelands abzustimmen. Wir rechnen damit, dass die Ergebnisse des Szenarienprozesses und der neue Masterplan für das indeland im zweiten Quartal 2024 fertig sind. Der Rahmenplan zur „Zwischenlandschaft“ soll bis Ende dieses Jahres beschlossen sein.

Was ist der Masterplan?

Der Masterplan indeland 2.0 ist der zentrale Leitfaden für die regionale Strukturentwicklung im indeland. Hier werden die Leitlinien und Handlungsfelder beschrieben sein, die unsere Arbeit in den kommenden Jahren prägen werden.

Was heißt das konkret?

Der Masterplan benennt unter anderem konkrete Projektvorhaben, die bis 2030 in der Region realisiert werden sollen. Das können kommunale Projekte der Städte und Gemeinden, aber auch interkommunale Projekte sein. All diese Projekte werden aufeinander einzahlen, die Region also insgesamt voranbringen. Der Masterplan gibt dazu die Richtung vor. Das indeland setzt damit die Leitplanken für einen erfolgreichen Strukturwandel in unserer Region.

„Das indeland ist das Tagebauumfeld mit der am weitesten fortgeschrittenen Planung. Doch allein werden wir nicht weit kommen. Wir haben daher früh den Schulterschluss mit den Kollegen in Hambach und Garzweiler gesucht. Die Abstimmung der unterschiedlichen Planungen – von der Seegestaltung über die Funktion der Zwischenräume bis hin zum Tourismus – erfolgt in enger Abstimmung mit diesen Partnern.“

Jens Bröker, Geschäftsführer der indeland GmbH
Was genau ist eigentlich gemeint, wenn vom  „Strukturwandel“ die Rede ist?

Es geht zunächst um den regionalen Strukturwandel im Zuge des Kohleausstiegs. Dieser Wandel ist derart tiefgreifend, dass er sich kaum auf einen Nenner bringen lässt. Im Kern geht es darum, die regionale Wirtschaftsstruktur so zu verändern, dass die hohe Wertschöpfung, die die Braunkohle in der Region erzeugt hat, in der Zukunft erhalten bleibt. Einfach gesagt: Es geht um neue Arbeitsplätze. Dazu zählt auch die Frage, welchen Beitrag die landschaftliche Neugestaltung der Tagebaue zur positiven Entwicklung der Region leisten kann. All das geschieht im Kontext weiterer, von Metatrends getriebenen Veränderungen.

Der Strukturwandel soll neue Arbeitsplätze in der Region schaffen. Wie ist die Situation im indeland?

Die Menschen im indeland haben in den vergangenen Jahren immer wieder strukturellen Wandel erlebt. Das Ende der Steinkohle haben viele noch in Erinnerung, jetzt folgt der Ausstieg aus der Braunkohle. Aber auch der Wandel in anderen Bereichen der regionalen Wirtschaft, etwas in der Textil- und Papierindustrie, hat unsere Region geprägt. Die öffentliche Hand, dazu zählt die indeland GmbH, hat in solchen Situationen die Aufgabe, optimale Rahmenbedingungen für Unternehmen und Investitionen zu schaffen. Meiner Wahrnehmung nach gelingt dies im indeland.

Woran lässt sich das festmachen?

Ein hervorragendes Beispiel ist der Brainergy Park Jülich, der vor Jahren als Idee geboren wurde und jetzt rechtzeitig vor dem Kohleausstieg fertig ist. Hier gibt es für innovative Unternehmen aus den Bereichen Neue Energie und Energiewende optimale Rahmenbedingungen.

Gibt es weitere Beispiele?

Der Campus Aldenhoven kann zu einem Spezialgebiet für die Bereiche Automotive und Verkehrswende werden. Weitere Beispiele sind die erfolgreiche Entwicklung des Industrie- und Gewerbeparks am Kraftwerksstandort in Weisweiler sowie zahlreiche kleinere Gewerbegebiete, die von den Kommunen teils gemeinsam entwickelt werden. All das schafft in Summe neue Arbeitsplätze.

Wird es 2030 in der Region ebenso viele Industriearbeitsplätze geben wie heute?

Der Anteil der Beschäftigten im sekundären Sektor geht seit Mitte der 1960er-Jahre kontinuierlich zurück. Damals arbeitet fast jeder Zweite im produzierenden Gewerbe, heute ist es nicht einmal mehr jeder Vierte. Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. 75 Prozent der Menschen arbeiten heute im tertiären Sektor, also in anderen Wirtschafts- und Dienstleistungsbereichen. Hier werden auch in unserer Region die meisten neuen Arbeitsplätze entstehen.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Der Schlüssel für die Entwicklung in der Region ist die Verfügbarkeit von Flächen. Hier können wir nicht nur die Belange der Wirtschaft berücksichtigen. Auch die Landwirtschaft, der Naturschutz und nicht zuletzt die in der Region wohnenden Menschen haben berechtigte Ansprüche.

Wie wird sich das indeland als Teilregion des Rheinischen Reviers weiterentwickeln?

Das indeland ist das Tagebauumfeld mit der am weitesten fortgeschrittenen Planung. Doch allein werden wir nicht weit kommen. Wir haben daher früh den Schulterschluss mit den Kollegen in Hambach und Garzweiler gesucht. Die Abstimmung der unterschiedlichen Planungen – von der Seegestaltung über die Funktion der Zwischenräume bis hin zum Tourismus – erfolgt in enger Abstimmung mit diesen Partnern.

Wo liegen die Schwerpunkte der Entwicklung im indeland?

Die Pläne des indelands werden sich umso erfolgreicher umsetzen können, je mehr Menschen sie mittragen. Wir werden den Dialog mit den Menschen in der Region weiter verstärken und weitere Beteiligungsmöglichkeiten für möglichst viele unterschiedliche Bevölkerungsgruppen schaffen. Das gilt für die landschaftlichen Planungen ebenso wie für weitere Vorhaben, mit denen wir unsere Region in den nächsten Jahren gemeinsam voranbringen können.

Vielen Dank für das Gespräch!

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